Der Landesverband Freier Theater in Niedersachsen hat vor kurzem seine neue »Fibel für Freies Theater« bereitgestellt, mit vielen nützlichen Informationen für alle, die sich in den Dschungel des Freien Theaters wagen wollen - oder auch schon tief mittendrin stecken.
Ihr könnt das ganze Paket entweder über den LaFT bestellen der als PDF über diese Seite herunterladen:
laft.de/laft-aktuell/publikationen/152-die-fibel-fuer-freies-theater.html
Vielen Dank an dieser Stelle auch an Ulrike und Martina für die viele Arbeit und das Zusammenstellen!
Als ich jung war, so ca. 16 oder 17 oder 18, da dachte ich, wir leben in einer sehr langweiligen Welt. Ich hatte das Gefühl, es läuft vieles schief (und man hatte da bereits ja schon seine kleine Freundes-Kunst-Theater-Filterblase) und schrieb kleine, zornige Lieder darüber, dass man sich doch engagieren müsse und dass alle ja nur träge in der Masse herum schwimmen, Stillstand, sowas halt.
Ich dachte immer, ich hätte gerne in den 60er/70er-Jahren gelebt, das stellte ich mir aufregend und inspirierend vor, lebendig, engagiert. Bei einer Schulrevue pinselten die Schüler für eine 68er-Demo-Szene den alten Spruch »Wer zweimal mit derselben pennt, gehört schon zum Establishment« auf ein Laken. Vermutlich ohne sonderlich genau zu wissen, was alles so dahinter steckte, denn ich empfand den Großteil meiner damaligen Mitschüler als ziemlich spießig und vor allem äußerst konservativ.
Als vor einigen Jahren in den USA die Tea-Party-Bewegung durchstartete, da dachte ich das erste Mal: Moment moment, das ist doch absurd, hier läuft irgendwas falsch. Plötzlich faselten da Erzkonservative von Revolution und von »gegen das System« und ich dachte nur: Hä, aber ihr seid doch das »System«?
How the fuck did that happen?
Weiter ging es mit der Erstärkung der rechten Parteien in Europa, es gründeten sich Pegida und wie sie alle heißen und tröteten dasselbe heraus: Erzkonservative grölten laut von Revolution und stellten sich als die »Ungesehen« dar. Während man sich bei »99%« der Occupy-Bewegung noch ziemlich zugehörig fühlte, waren jetzt plötzlich ganz andere das »Volk« und die »99%« und die »Freiheitskämpfer«.
How the fuck did that happen?
Dann passierte der Brexit und viele von uns starrten mit offenen Mündern ungläubig auf die Schlagzeilen. Daran hatten wir nicht geglaubt, dass so viele auf so viele leere Versprechungen hereinfallen würden und dass sich eine Mehrheit gegen das aussprechen könnte, was wir als logisch und richtig und im Grunde doch selbstverständlich ansehen.
How the fuck did that happen?
Dann erreichte die AfD hierzulande erschreckend gute Ergebnisse und seit heute ist nun tatsächlich Trump der gewählte neue Präsident der Vereinigten Staaten. Und eine Sprecherin der AfD twitterte soeben, dass »nur das Establishment« von diesem Ergebnis überrascht sein dürfte. Und plötzlich frage ich mich: Sind wir jetzt das »Establishment«?
How the fuck did that happen?
Ist es so, dass unsere Ansichten und Werte wie Gleichberechtigung, Offenheit, Diversität, Toleranz, Inklusion, Integration, Umweltschutz, Vernunft etc. plötzlich die »etablierten« Werte sind? Das klingt ja eigentlich schön und erfolgreich, aber mir kam es ehrlich gesagt bisher noch lange nicht so vor. Natürlich ging vieles in die richtige Richtung, aber »fertig« oder »angekommen« sind wir doch noch lange nicht. Und haben wir nicht eigentlich das Gefühl, diese unseren Werte noch viel mehr fördern und durchsetzen zu müssen – auch noch bevor der ganze Populismus derartig durchstartete?
How the fuck did that happen?
Haben wir etwas verpasst?
Haben wir etwas falsch gemacht?
Stecken wir alle doch zu tief in unserer Filter-Blase?
Waren wir zu gemütlich, zu optimistisch, zu leise?
Oder sogar zu arrogant?
Und wie – the fuck – machen wir jetzt weiter?
Natürlich geht wegen eines Trumps und vielen anderen trump-artigen jetzt nicht augenblicklich die Welt unter. Aber es fühlt sich gerade schon an, wie ein Schlag in die kollektive Magengrube.
Also, liebes »Neu-Establishment«, liebe Minderheit/Mehrheit/X-Prozent/was-auch-immer-wir-jetzt-sind: How the fuck machen wir jetzt weiter?
Hui, das Blog hat nun aber schon ein Weilchen geschwiegen - nicht weil ich untätig war, sondern eher wegen des Gegenteils: Sommerpause heisst bei uns ja auch immer wieder Antrags-Zeit, daneben haben Britta und ich fleißig am Bühnenbild gezimmert und mein Bloggen ist erstmal primär in die Hausnachrichten der Mini-Site geflossen.
Und es geht gut voran, seit September proben wir wieder auf die Premiere zu und entdecken jeden Tag das Projekt und seine Form ein Stück weiter. Es gibt noch viel zu tun, aber ich freue mich tatsächlich schon auf die »Haus-Eröffnung« am 1. Oktober!
Bis bald also & lots of LOVE! :*